Auf den Spuren des Bergbau gestern und heute

Am 2.10.2020 wurde es in der Alten Kirche in Bad Suderode ganz bergmännisch.

In Sachsen Anhalt werden seit mehr als 1000 Jahren Rohstoffe aus der Erde gewonnen. Hier im Harz fand man sogar Nachweise, dass Menschen vor 1200 Jahren Erze gewonnen und verarbeitet haben.

Heute werden viele Bergwerke in Europa aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen nicht mehr betrieben. Aber woher kommen dann die Rohstoffe? Kohlekraftwerke sind immer noch in Betrieb? Woher stammt das Kupfer für unsere Handys?

Diese Frage beantworteten Mauricio Pereyra, Bildungsreferent und Sascha Cornejp Puschner Doktorrand der Humboldt Universität. In ihrer täglichen Arbeit beschäftigen sie sich mit den Auswirkungen des Kupferbergbau in Chile.

Chile verfügt ̈über die größten bekannten Kupfervorkommen der Welt (etwa 40 %) und gehört zu den führenden Produzenten dieses Metalls. Das Kupfer nimmt den größten Stellenwert beim Export ein, der Anteil beträgt etwa35 % des jährlichen Exportvolumens. In den letzten Jahren ist aber zu verzeichnen das der Anteil der staatlichen Firmen immer mehr abnimmt und private Firmen, überwiegend aus dem Ausland die Förderung des Rohstoffes übernehmen.

Wie sind Arbeitsbedingungen der Menschen gestern und heute?

Unter welchen Bedingungen haben die Bergleute hier gearbeitet. Spannend und mit vielen kleinen Anschaungsstücken aus alter Zeit führte uns Mario Stedler, der Vorsitzende des Harzklubzweigverein Bad Suderode, in diese Zeit zurück. So erfuhren wir von ihm, das es schon sehr lange eine Absicherung für Bergleute gab. Eine Urkunde vom Rammelsberg bei Goslar – datiert auf den 28. Dezember 1260 – belegt die erste Bergbruderschaft und gibt damit den ersten Hinweis auf die Sozialfürsorge für Bergleute. Sie haben strenge Sicherheitsauflagen gehabt und so manches Regelwerk zum Arbeitsschutz der Bergleute war vor 800 Jahren sicherheitsorientierter als so mancher Bergbau im globalen Süden heute organisiert ist.

Mario Steder erzählte uns, wie sich der Bergbau auf die Region ausgewirkt hat. So wurde in der Nähe der Grube auch weiterverarbeitende Industrie und Handwerk angesiedelt. So dass ein wirtschaftlicher Aufschwung zu verzeichnen war und Fleischer, Bäcker, auch andere Gewerbe sich mit ansiedelten. Sollte dann eine Grube zum Erliegen gekommen sein, dann gab es andere wirtschaftliche Standbeine, in der die Region weiterleben konnte.

Vergleicht man diese Aussage mit Chile so erfuhren wir von Sascha Puschner, dass nur abgebaut wird und dann der Kupfer exportiert wird. Verarbeitet wird er nicht mehr in Chile. Dies führt dazu, dass der Wirtschaftsaufschwung einer Region nicht spürbar ist. Wenige Familien profitieren am Kupfer. Ist eine Mine erschöpft, bleiben Ruinen zurück.

Mario Steder erklärte, daß Kinder früher nicht im Berg mitarbeiten durften. Sie hatten leichte Tätigkeiten außerhalb des Berges zu erfüllen. Erst mit 16 traten sie eine 4jährige Ausbildung an, die sie zur Arbeit im Berg qualifizierte.

Mauricio Pereyra zeigte uns an Beispiel von Bolivien das Gegenteil auf. Hier arbeitet das Kind im Berg mit und erfüllt Aufgaben eines erwachsenen Mannes. „2014 führte Bolivien die Richtlinie für Kinder und Jugendliche ein, die offiziell Kinderarbeit ab 10 Jahren erlaubt. Die eigentliche Altersgrenze von 14 Jahren wurde erweitert: So kann nun ein Kind ab 12 Jahren auf Rechnung eines Arbeitgebers oder ab 10 auf eigene Rechnung arbeiten. Dies ist nur unter der Voraussetzung, dass die Eltern zustimmen und ein Schulbesuch garantiert ist, möglich. Die Arbeit darf der Erziehung, Gesundheit oder Entwicklung der Minderjährigen nicht schaden. Auch die Arbeit im Bergbau ist Kindern untersagt – doch rechtliche Prüfungen erfolgen kaum. Dadurch arbeiten heute knapp 850.000 unter den schlimmsten Bedingungen von Kinderarbeit. Fast 500.000 sind jünger als 14 Jahre, wovon wiederum ungefähr 90 Prozent besonders gefährliche Arbeiten ausführen.“ Link: Wenn Kinderarbeit legal wird

Diesen direkten Vergleich vor Augen stellte Mario Steder die Frage in den Raum hinein, warum nicht unser jahrhundertealtes NowHow weiter transportiert wurde und als Vorbild wirken konnte.

Durch fehlende staatliche Kontrollen wird oft willkürlich gehandelt. Dies zeigt sich auch in den nicht eingehaltenen Umweltstandards. Sind in unserer Gegend jetzt Renaturierungsmaßnahmen Vorrausetzung für den Abbau, bleiben in Chile öde Kraterlandschaften zurück. Fehler, die wir in Europa ebenfalls gemacht haben.

Spannend und abenteuerlustig ging der Abend zu Ende. Es wurde der alten Stollen „Grube am düsteren Berge„ besucht. Hier gewannen wir einen kleinen Einblick in die reale frühere Bergmannswelt!

Organisatoren: Engagement Global gGmbH, Harzklubzweigverein Bad Suderode, EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt / Dachverein Reichenstrasse e.V. Quedlinburg

Fotos: Ray Behringer

Größter Kupfertagebau in Chile - Foto: wikipedia

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