Auswertung der Ausstellung 'Und sie versprachen mir ein herrliches Fest'
Durch den Impuls von SchülerInnen den das Netzwerk für Prävention des Landkreises Harz erhalten hat, wurde die Ausstellung „und sie versprachen mir ein herrliches Fest“ in die Präventionstage im Landkreis Harz und den Veranstaltungen der Friedensdekade eingebunden.
Vom 4.11. – 4.12.2013 wurde die Ausstellung während der Friedensdekade in der Nikolaikirche des evangelischen Kirchspiels Quedlinburg gezeigt. Um den Termin herum reiste sie nach Gernrode, Quedlinburg, Blankenburg, Wernigerode und Harzgerode. Sie wurde täglich von mehreren Schülergruppen besucht. Dabei öffneten sich die Schulen füreinander und es gab eine sehr gute Zusammenarbeit mit Pfarrer Gentz und dem Kollegenteam aus der Nikolaikirche. Neben den öffentlichen Besuchszeiten der Kirche fanden hier auch Besuche von Schülergruppen statt. Die Öffnungszeiten paßten sich dem Bedarf der Schüler an.
Durch die vorbereitende Pressearbeit zur Ausstellung stellten wir fest, wieviel Aufmerksamkeit und vor allem Feinfühligkeit der Umgang mit der Austellung erfordert. Schon im Vorfeld riefen im Dachverein reichenstrasse e.V. mitfühlende Menschen an, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollten. Dabei machte ich die Erfahrung, das Menschen, die selber Leid erleben ( Krankheiten wie Krebs, der zur Brustamputation führt) oder erlebten (Kriegserfahrungen) sehr emotional reagierten. Schon im Vorfeld fanden Gespräche statt, die sich dann mit der Ausstellung vertieften.
Allgemein löste das Thema schon vor dem Eintreffen der Ausstellung die unterschiedlichsten Emotionen aus. So gelang es mit der Ausstellung nicht, zu jeder anvisierten Schulform Zugang zu gewinnen. „ Muß man darüber wirklich reden?“, „Hier bei uns ist doch alles in Ordnung.“ Es gab auch Bedenken, Jungen und Mädchen gemeinsam an den Workshops teilnehmen zu lassen, und das doch auch Brennpunktschulen mit integriert waren, wo man durch die Pubertät der Zielgruppe Probleme erwartete. ABER: die Heranwachsenden belehrten uns eines Besseren. Viele Befürchtungen waren unnötig. In den Begleitworkshops war eine offene Arbeitsstimmung, die sich ausschließlich mit dem Inhalt beschäftigte. Es gab auch Vorkontakte von BürgerInnen nach der Ankündigung der Ausstellung. Das zeigte uns, dass die Absicherung der Begleitung der Ausstellung in der Nikolaikirche notwendig war. Es gab einen großen Bedarf nach Gesprächen und auch nach der Möglichkeit zu unterstützen.
Mit Empfehlung von Terres de Femmes fand eine Weiterbildung mit Frau Dr. Kerstin Schmitt zur Vorbereitung von den begleitenden Schulsozialarbeitern, Sozialpädagogen des Landkreises und Lehrenden statt. Da dieses Thema sehr viele unterschiedliche Emotionen auslöst, war der Anfang der Weiterbildung auch das Herausstellen unserer eigenen Motive und persönlichen Einstellungen.
Was ist FGM?
Als Einstieg nutzten wir verschiedene Fotos, durch die sich die Heranwachsenden eigene Vorstellungen machen konnten. Nach dem sie ihre Ansicht über das gesehene formuliert hatten wurde aufgelöst, was wirklich dargestellt wurde. Es zeigt, dass immer verschiedene Sichtweisen möglich sind und man genau sollte, um sich wirklich eine Meinung zu bilden. Der Begriff Beschneidung wurde geklärt. Welche Arten gibt es, wo sind sie verbreitet und welche Gründe stehen dahinter? In kleinen Gruppen bekamen sie Fragen, deren Antworten sich in der Ausstellung wiederfanden. Sie lernten die verschiedenen sozialen Positionen kennen, warum Beschneidung in den Regionen befürwortet wird. Vom Kind bis hin zur Beschneiderin. In einer nachfolgenden Übung bekamen sie verschiedene Aussagen zu lesen, die sie dann selbständig einzelnen Personen zuordnen mußten.
Beispiel“ meine Tochter soll einen anständigen Mann bekommen, daher muß sie beschnitten werden!“ Wer kann das gesagt haben? Mutter, Imam, Großvater…………. Hierbei gab es kein richtig und falsch, denn es ist komplex und das war Ziel der Übung. Eine Veränderung der Lebensbedingungen der Frauen und Mädchen hat viel mit Aufklärung zu tun. Zum Beispiel dass es rechtliche Möglichkeiten gibt, auch in Ländern des Südens Beschneidungen schon zu untersagen, wurde ihnen als nächstes vorgestellt. Auch durch ein positives Projekt, das unterstützt durch ausländische Organisationen Hilfe zur Selbsthilfe bringt, zeigte die aktuelle Veränderung der Grundsituation auf. Eine Mädchenschule wurde vorgestellt, zu der junge Mädchen fliehen können und Perspektiven erhalten. Herausgearbeitet haben wir als nächstes auch das Argument der Mädchen selbst, die einem Schönheitsideal folgen und für den Mann vieles hinnehmen. Gilt das nur für den Süden? An dem eigenen Bild von sich, vom Schönheitsideal und vor allem von den Aktivitäten, die in unseren Regionen durchgeführt werden, um attraktiv zu sein, wurde gearbeitet. Das sollte neben dem Überdenken des eigenen Ich die oft gleiche Gedankenwelt aufzeigen. Die Mittel und Auswirkungen sind nur deutlich zu unterscheiden.